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Bruno Munari

Design as Art

Ein poetisches, scharfes und spielerisches Manifest für die Demokratisierung von Design. Munari zeigt, wie gutes Design Alltag verändert – nicht durch große Gesten, sondern durch Klarheit, Sinnlichkeit und Intelligenz in den kleinen Dingen.

In Design as Art bricht Bruno Munari – Künstler, Designer, Denker und Visionär – mit der Vorstellung, dass Design bloß technische Problemlösung oder funktionalistische Ästhetik sei. Stattdessen fordert er eine neue Perspektive: Design als soziale Kunstform, als Poesie des Alltags, als Form der Kommunikation. Die zentrale Idee des Buches ist, dass Design eine kulturelle Praxis ist, die unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst – und dass es deshalb mit ebenso viel Ernsthaftigkeit wie Leichtigkeit betrachtet werden muss.

Munari stellt die Frage: Warum sehen Maschinen aus wie Maschinen? Warum sind Alltagsgegenstände entweder langweilig oder überladen? Warum sollte ein Zitronensqueezer nicht schön, ein Aschenbecher nicht intelligent, ein Verkehrsschild nicht humorvoll sein? In kurzen, oft ironischen Textfragmenten und Essays plädiert er für eine neue Sensibilität gegenüber der visuellen Kultur – jenseits von elitärem Design, jenseits von Dekoration, jenseits von Dogma.

Das Buch arbeitet mit präzisen, pointierten Beobachtungen. Munari beschreibt die Form eines Teelöffels, das grafische Design von Zeitungsseiten, die Nützlichkeit von Typografie oder die sinnliche Logik von Kinderspielzeug – immer mit dem Ziel, die Form aus der Funktion heraus zu denken. Design ist für ihn nicht das Schöne im Gegensatz zum Nützlichen, sondern das Treffende, das Sinnvolle, das Elegante im Praktischen.

Eine Besonderheit des Buches ist sein visueller Charakter: Es enthält zahlreiche Illustrationen, Skizzen und Bildideen, die Munaris Designphilosophie nicht nur beschreiben, sondern verkörpern. Er zeigt eigene Entwürfe, zerlegt bekannte Objekte, kombiniert typografische Spielereien mit gesellschaftskritischen Miniaturen. Dadurch wird Design as Art zu einem Stück gestalteter Kritik – eine Lektüre, die auch auf der Ebene der Form kommuniziert.

Munari betont immer wieder, dass Design nicht nur für eine kreative Elite da ist. Im Gegenteil: gutes Design ist demokratisch. Es verbessert das Leben vieler, nicht weniger. Dabei geht es nicht um Trends oder Technikfetischismus, sondern um Sensibilität: für Proportion, Material, Kontext, menschliche Gewohnheiten. Munari fordert Designer auf, mit Neugier zu beobachten, mit Kindern zu lernen, mit Ingenieuren zu arbeiten, mit Künstlern zu träumen.

Ein zentraler Gedanke des Buches ist die Durchlässigkeit zwischen Kunst und Leben. Für Munari ist Design keine Spezialisierung, sondern eine Haltung: offen, spielerisch, kritisch, funktional – und zutiefst human. Deshalb sieht er die Rolle des Designers nicht als Dekorateur, sondern als Mittler zwischen Mensch und Welt, als stillen Gestalter der Realität.

Design as Art ist auch heute noch eine hochaktuelle Lektüre. Seine Kritik an Überästhetisierung, seine Forderung nach mehr sozialer Verantwortung und sein Lob für Einfachheit und Klarheit sind zeitlos. Munari zeigt: Design beginnt da, wo jemand aufmerksam hinschaut – und mit einem Stift oder einem Gedanken die Welt ein wenig besser macht.


QUELLE / ISBN - 978-0-14-103581-9

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