The Distracted Mind: Ancient Brains in a High-Tech World
Gazzaley und Rosen analysieren, wie unsere evolutionär geprägten Gehirne mit der Reizüberflutung digitaler Technologien kollidieren. Das Buch verbindet neurowissenschaftliche Erkenntnisse mit psychologischen Studien und gibt Einblicke, warum wir so anfällig für Ablenkung sind – und was wir dagegen tun können.
In The Distracted Mind untersuchen der Neurowissenschaftler Adam Gazzaley und der Psychologe Larry D. Rosen das zentrale Problem unserer Zeit: die wachsende Schwierigkeit, Aufmerksamkeit zu fokussieren.Sie argumentieren, dass unser Gehirn auf eine Welt mit knappen, langsamen Informationen ausgelegt ist – nicht auf die digitale Gegenwart mit ständiger Erreichbarkeit, Multitasking und einer Flut von Reizen.
Der erste Teil des Buches widmet sich den neurobiologischen Grundlagen der Aufmerksamkeit und erklärt, wie sogenannte "interference" – sowohl interne (Gedanken, Emotionen) als auch externe (Benachrichtigungen, Geräusche) Störungen – unsere kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.Das Gehirn, so zeigen die Autoren, ist nicht für echtes Multitasking gemacht. Stattdessen wechseln wir schnell zwischen Aufgaben und verlieren dabei Effizienz, Gedächtnisleistung und oft sogar die Fähigkeit zu tiefer Reflexion.
Anhand zahlreicher Studien belegen Gazzaley und Rosen, wie selbst kurze Unterbrechungen zu signifikanten Leistungseinbußen führen können. Sie zeigen, dass insbesondere junge Menschen, die mit digitalen Geräten aufgewachsen sind, häufig falsche Vorstellungen von ihren Multitasking-Fähigkeiten haben.Ein Beispiel: In einem Versuch schnitten Studierende, die während des Lernens Nachrichten schrieben oder soziale Medien nutzten, deutlich schlechter ab als jene, die konzentriert blieben – selbst wenn die Unterbrechungen nur kurz waren.
Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit der Frage, wie wir diesem „aufmerksamkeitsfeindlichen“ Umfeld begegnen können. Hier fließen verhaltenstherapeutische Ansätze, Technologiekritik und digitale Achtsamkeit zusammen. Statt pauschal Technologie zu verteufeln, plädieren die Autoren für bewusste Gestaltung des digitalen Alltags: feste Offline-Zeiten, das Design störungsfreier Arbeitsumgebungen und den gezielten Einsatz kognitiver Trainingstools.
Zentrale Schlussfolgerung: Nicht Technologie ist das Problem, sondern unsere mangelnde Fähigkeit, sie sinnvoll zu integrieren. Gazzaley und Rosen fordern daher Bildung, Forschung und Design gleichermaßen auf, Strategien zu entwickeln, die unsere "alten Gehirne" in einer neuen Welt schützen und unterstützen.
QUELLE / ISBN - 9780262534437
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