Interspecies Future: A Primer - LAS Art Foundation

„Interspecies Future: A Primer“ ist ein von der LAS Art Foundation initiiertes, interdisziplinäres Projekt (2022), das künstlerische, wissenschaftliche und technologische Ansätze vereint, um mögliche Zukünfte jenseits des Anthropozäns zu erkunden. In über 60 Beiträgen – unter anderem von renommierten Künstlerinnen, Philosophinnen und Wissenschaftlerinnen – wird gezeigt, wie neue Formen des planetarischen Denkens, maschinelle Lernverfahren, Erkenntnisse über nicht-menschliche Intelligenz, indigene Wissenssysteme und posthumane Theorien helfen können, eine gerechtere Welt für alle Arten zu entwerfen. Durch interaktive Animationen, Texte, Videos und 3D-Inhalte werden abstrakte Konzepte ebenso wie konkrete Fallstudien zugänglich gemacht. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie wir unsere auf den Menschen fokussierte Perspektive erweitern und solidarische Formen des Zusammenlebens entwickeln können. Die Publikation lädt dazu ein, interdisziplinär zu denken und gemeinsam nach neuen Formen der kollektiven Intelligenz zu suchen, die mehr als nur die menschliche Spezies in den Blick nehmen.

„Interspecies Future: A Primer“ entstand 2022 als Initiative der LAS Art Foundation und versammelt eine Vielzahl von Beiträgen an der Schnittstelle zwischen Kunst, Wissenschaft und Technologie. Ziel ist es, einen umfassenden Blick darauf zu eröffnen, was nach dem Anthropozän kommen könnte, wenn die Vormachtstellung des Menschen im Denken und Handeln hinterfragt wird. Mehr als 60 Beiträge – darunter Essays, Interviews und künstlerische Arbeiten – stellen Schlüsselkonzepte, Debatten und Fallstudien vor, um eine Zukunft zu erkunden, in der wir Menschen nicht länger im Mittelpunkt stehen, sondern uns als Teil eines größeren Netzwerks begreifen.

Das Projekt greift neueste Forschungen aus verschiedenen Feldern auf. Im Bereich des maschinellen Lernens und der „planetarischen Berechnung“ geht es darum, wie Technologien unser Verständnis von Umwelt, Ressourcen und globalen Systemen vertiefen können. Gleichzeitig wird in den Beiträgen gefragt, wie wir künstliche Intelligenz und Datenanalyse so gestalten, dass auch nicht-menschliche Lebensformen davon profitieren oder zumindest nicht geschädigt werden. Dabei kommen unter anderem Philosophinnen wie Benjamin Bratton, Künstlerinnen wie Anicka Yi und Wissenschaftler*innen wie Karen Bakker zu Wort. Sie diskutieren, wie Künstliche Intelligenzen oder Robotik unsere Vorstellungen von Intelligenz und Vernetzung in Frage stellen, und welche ethischen Überlegungen ein solches Umdenken begleiten müssen.

Ein zentraler Aspekt ist die Auseinandersetzung mit nicht-menschlichen Intelligenzen: Das Buch betrachtet Tiere, Pilze oder Pflanzen nicht nur als „Ressourcen“, sondern als Akteurinnen mit eigenen Fähigkeiten, Wahrnehmungen und Kommunikationsformen. Indigene Wissenshüterinnen sowie Forschende wie Daniel Chamovitz oder Dorion Sagan geben Einblicke, wie anders Lebewesen die Welt erfahren und warum diese vielfältigen Perspektiven für ein umfassendes Verstehen des Planeten entscheidend sind. Damit knüpft der Band an posthumane Theorien und neue Materialismen an, die die starren Grenzen zwischen Mensch, Tier und Umwelt aufweichen wollen.

Ein Highlight des Projekts sind die Beiträge von Künstler*innen wie Jakob Kudsk Steensen, Jenna Sutela, Alexandra Daisy Ginsberg, James Bridle und Tomás Saraceno, die oft mit interaktiven oder immersiven Medien arbeiten. Ihre künstlerischen Forschungsergebnisse manifestieren sich in Videoarbeiten, Augmented-Reality-Formaten oder 3D-Installationen, die den Lesenden bzw. Betrachtenden eine aktive Teilnahme ermöglichen und so zum Teil eines größeren Netzwerks werden lassen.

Auch feministische und indigene Stimmen kommen zu Wort und reflektieren, wie eurozentrische und patriarchale Sichtweisen überwunden werden können. So wird deutlich, dass die Vorstellung eines „Interspecies Future“ nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale und politische Herausforderung ist. Es geht um ein „planetarisches Denken“, das alle Lebewesen einschließt und von einer kollektiven Intelligenz ausgeht. Damit verknüpft sich der Gedanke der „Multi-Species-Kollaboration“ mit der Suche nach neuen Formen des Zusammenlebens und Wissensaustauschs.

Die Publikation ist zudem multimedial konzipiert. Neben Texten von Philosophinnen wie Sue Donaldson, Tyson Yunkaporta, Vinciane Despret oder Wissenschaftlerinnen wie Mirjam Knörschild und Kristin Andrews ergänzen interaktive Inhalte das Leseerlebnis. Entwickler*innen wie Wang & Söderström stellen Augmented-Reality-Animationen zur Verfügung, die es ermöglichen, 3D-Objekte und virtuelle Elemente mit realen Räumen zu verschmelzen. Damit wird die Idee einer „Zukunft zwischen den Arten“ nicht nur auf intellektueller Ebene vermittelt, sondern ästhetisch und sinnlich erfahrbar gemacht.

„Interspecies Future: A Primer“ versteht sich als Reader, der grundlegende Konzepte, Theorien und praktische Anwendungsbeispiele versammelt und dadurch ein Fundament für tiefergehende Diskussionen schafft. Das Nachdenken über eine Welt, die nicht länger allein für den Menschen gestaltet ist, hat das Potenzial, gängige Kategorien in Frage zu stellen und neue Visionen für Politik, Wirtschaft und Kultur anzuregen. Durch diese Mischung aus kritischem, konkretem, abstraktem und imaginativem Zugang liefert das Buch einen vielschichtigen Einblick, wie eine Welt nach dem Anthropozän aussehen könnte, wenn wir andere Arten – ob biologisch oder technologisch – als gleichwertige Partner betrachten.

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