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Alan Fletcher

The Art of Looking Sideways

Ein visuelles, typografisches und intellektuelles Kaleidoskop über Wahrnehmung, Denken, Design, Kunst und Alltag. *The Art of Looking Sideways* ist ein Buch über das Staunen – voller Fundstücke, Fragen, Zitate und Beobachtungen, die den Blick auf die Welt erweitern.

Alan Fletcher, Mitgründer des legendären Designbüros Pentagram, hat mit The Art of Looking Sideways ein monumentales Werk geschaffen, das sich jeder herkömmlichen Kategorisierung entzieht. Es ist weder klassisches Sachbuch noch typisches Designkompendium – vielmehr ein überbordendes, visuell stimulierendes Kompendium des Denkens, Sehens und Fragens. Es lädt dazu ein, sich treiben zu lassen und zugleich schärfer hinzuschauen.

Das Buch ist randvoll mit typografisch gestalteten Textfragmenten, Illustrationen, Zitaten, philosophischen Miniaturen, visuellen Paradoxa und verblüffenden Einsichten aus Naturwissenschaft, Kunst, Psychologie und Alltagskultur. Dabei springt Fletcher assoziativ zwischen Themen wie Zeit, Ordnung, Kreativität, Zufall, Irrtum, Farbe, Sprache und Raum. Er dokumentiert Skurriles, Subtiles und Großes – stets mit dem Anspruch, Denkgewohnheiten zu stören und das „Seitwärtssehen“ zu fördern: das ungerichtete, offene Wahrnehmen von Zusammenhängen.

Ein Beispiel: In einem Kapitel widmet sich Fletcher dem Phänomen des Zufalls und zeigt anhand von visuellen Spielen, Mustern und Zitaten (u.a. John Cage oder Dada), wie sehr kreative Prozesse oft von scheinbar ungeordneten Impulsen leben. In einem anderen Abschnitt geht es um das Verhältnis von Bild und Bedeutung – etwa anhand von Straßenzeichen, Piktogrammen oder Hieroglyphen, die zugleich lesbar und rätselhaft bleiben. Immer wieder setzt Fletcher bewusst Kontraste: zwischen Klarheit und Verwirrung, zwischen Text und Bild, zwischen Ordnung und Spiel.

Statt stringenter Argumentation bietet Fletcher eine Erfahrungslandschaft – und lädt Leser*innen dazu ein, darin eigene Bedeutungen zu entdecken. Die Gestaltung ist Teil des Inhalts: Farben, Typografien, Layouts, Abbildungen und Leerstellen sind nicht Beiwerk, sondern Ausdruck einer Denkweise, die sich dem Linearen widersetzt. Es ist ein Werk, das wie ein visuelles Tagebuch funktioniert, aber gleichzeitig wie ein Handbuch für kreatives Denken wirkt.

Fletchers Haltung ist tief humanistisch. Immer wieder thematisiert er die Beziehung zwischen Individuum und Welt, zwischen Schöpferischem und Strukturellem. Er zitiert Philosophen, Architekten, Künstlerinnen, Mathematikerinnen – nicht, um zu beeindrucken, sondern um Denkbewegungen zu erzeugen. Dabei ist der Ton nie belehrend, sondern spielerisch, neugierig, fast kindlich forschend.

The Art of Looking Sideways ist kein Buch zum Durchlesen, sondern zum Umherstreifen, Aufschlagen, Blättern, Notieren. Es ist eine Fundgrube, ein Denkspielplatz und ein Manifest für die Kraft des ungerichteten Blicks. Fletcher erinnert daran, dass Kreativität weniger aus Zielstrebigkeit als aus Offenheit entsteht – aus der Fähigkeit, Fragen zuzulassen, die nicht sofort eine Antwort brauchen.


QUELLE / ISBN - 978-0714834498

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