Steal Like an Artist
Kleons Buch ist ein Manifest für kreative Selbstermächtigung. Es lädt dazu ein, Inspiration überall zu suchen, kreativ zu kopieren und dabei seine eigene Stimme zu entwickeln. Es geht nicht um Originalität, sondern um Authentizität im Prozess des Machens.
Austin Kleon vertritt in Steal Like an Artist die These, dass nichts im kreativen Prozess wirklich „neu“ ist. Stattdessen basiert jede kreative Idee auf einem Netzwerk von Einflüssen, Zitaten und Neuinterpretationen. Kreativität bedeutet für ihn nicht, aus dem Nichts etwas völlig Originelles zu erschaffen, sondern die Welt um sich herum aufmerksam zu beobachten, aus ihr zu lernen und dann eigene Schlüsse und Formen daraus zu entwickeln.
Kleon fordert dazu auf, sich von der Angst vor dem „Kopieren“ zu lösen – unter der Bedingung, dass man sich die Dinge, die man bewundert, wirklich aneignet und sie durch die eigene Perspektive transformiert. Er unterscheidet zwischen „guten Dieben“, die transformieren, und „schlechten Dieben“, die nur replizieren. Wer „wie ein Künstler stiehlt“, verneigt sich vor seinen Vorbildern, lernt von ihnen und erschafft daraus etwas Eigenes.
Ein zentrales Motiv ist, dass man sich aktiv und spielerisch mit seinem kreativen Umfeld auseinandersetzt: Man soll sich mit Arbeiten und Personen umgeben, die einen inspirieren – ein „kreatives Stammbaum-Denken“ entwickeln. Man solle selbst aktiv werden, bevor man sich bereit fühlt, und durch konsequentes Machen seinen eigenen Stil entdecken.
Kleon unterstreicht die Bedeutung von analogen Medien: Skizzenbücher, Notizen auf Papier, einfache Werkzeuge. Die digitale Welt sei zu schnell, zu ungeduldig – sie biete Ablenkung, aber keine Tiefe. Wer kreativ sein will, solle seine Hände benutzen und Raum für Stille und Langsamkeit schaffen.
Ein weiterer konkreter Punkt: Beruf und Berufung lassen sich verbinden, indem man Dinge macht, die man selbst gerne sehen oder lesen würde. Kleon empfiehlt, ein digitales Schaufenster aufzubauen – etwa einen Blog oder ein Archiv – auf dem man den eigenen kreativen Weg dokumentiert. Dies soll nicht perfekt sein, sondern ein lebendiger Prozess, der andere inspiriert.
Er schließt das Buch mit dem Aufruf, sich nicht als „verstecktes Genie“ zu inszenieren, sondern seine Arbeit offen zu teilen. Dabei geht es nicht um Selbstvermarktung, sondern um Teilhabe und Resonanz: Kreativität entsteht im Austausch, nicht im Elfenbeinturm.
Kleons Buch ist visuell wie inhaltlich zugänglich, pointiert und motivierend – eine Einladung, sich auf die kreative Reise zu begeben, nicht trotz, sondern wegen der Tatsache, dass andere vor einem schon Großes geschaffen haben.
QUELLE / ISBN - 978-0-7611-6925-3
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